Meine Mutter als junge Frau

Meine Mutter hieß Aranka Schlesinger, ihr jüdischer Name war Esther. Ich weiß nicht, wann meine Eltern geboren wurden, ich weiß nur, wann sie gestorben sind: im Jahre 1944 in Auschwitz. Mein Vater kam aus Gyöngyös, meine Mutter aus Tiszacsege, und sie lebten in Tiszacsege. Ein Teil meiner Verwandten ist in Gyöngyös begraben, aber viele wurden leider deportiert. Meine Mutter hatte einen Bruder in Budapest, Szõke, und eine Schwester, Rózsi, in Tiszacsege. Meine Eltern wohnten in Tiszacsege zusammen mit meiner Tante Rózsi und meinen Großeltern mütterlicherseits. Mein Vater hatte eine Geißlerei und meine Großmutter Hermina Schlesinger eine Kneipe. Tiszacsege war vor dem Krieg ein kleines Dorf, es hatte nur eine Straße. Die Geißlerei meines Vaters war das zweite Haus von der Schule, mit zwei Schaufenstern. Die Kneipe meiner Großeltern war das Eckhaus daneben. Was meinen Eltern passiert ist, habe ich in Auschwitz erfahren. Als ich dort war, sahen wir einmal eine große neue Gruppe kommen. Das waren Juden aus dem Komitat Hajdú. Und da bin ich drei Geschwistern eines Onkels (des Mannes von Rózsi, der Schwester von meiner Mutter) begegnet. Sie kamen aus dem Getto in Balmazújváros, aus dem des Komitats Hajdú, und dort waren sie mit meinen Eltern zusammen, und so habe ich erfahren, dass sie auf die andere Seite gekommen sind. Denn die, die geblieben sind, sind in dieses Lager gekommen. Ich bin Leuten aus Tiszacsege und aus Hajdúnánás begegnet. So habe ich erfahren, dass ungefähr zwei Wochen nach uns die Juden aus dem Komitat Hajdú dorthin gebracht wurden. Mehr habe ich über sie gar nicht erfahren. Wer dort nicht am Leben geblieben ist, von dem hat man nie etwas erfahren können.