Anton Fischer mit seiner Schulklasse im Gymnasium in Budapest

Das bin ich im Gymnasium Barcsai utca mit meinen Schulkameraden. Ich bin 13 Jahre alt und in der zweiten Reihe der fünfte von links. Das Foto wurde 1933 in Budapest aufgenommen.

Ich hatte immer einige Hauslehrer, weil ich nie ein sehr guter Schüler war und Nachhilfeunterricht bekam. Eingeschult wurde ich in die Jüdische Volkschule in Budapest.

Diese Schule befand sich in der Veselenyi utca, Ecke Ring, im 7. Bezirk. Auch heute ist sie noch eine jüdische Schule. Nach vier Jahren erfolgreichem Lernen kam ich aufs Barcsai Gymnasium, auch im 7. Bezirk.

Während des Horthy Regimes wurden die Kommunisten sehr verfolgt und die Hashomer Hatzair Mitglieder standen politisch den Kommunisten sehr nahe.

Das Horty Regime ging soweit, Jugendliche des Hashomer Hatzair aufzuspüren und zum Beispiel aus dem Gymnasium mitzunehmen, um sie zu verhören.

Die Professoren wollten ihre Schüler schützen und mein Vater war bereit, gefährdete junge Männer, die bereits Studenten waren, als Hauslehrer bei uns aufzunehmen. Während dreier Jahre wohnten drei verschiedene solcher Studenten bei uns:

Karl Lieblich, der ein hoher Offizier der Haganah wurde, Sandor Hunwald, sein jüdischer Name war Simcha, der für die zionistische Propaganda zuständig war noch einer, den ich sehr mochte. So kam ich mit dem Zionismus in Berührung.

Ich wurde aber Mitglied der Ha Noar Ha Tzioni, einer eher sozialistisch-zionistischen Organisation. Die Shomer Hatzair Leute aßen sogar Chazer [jiddisch: Schweinefleisch], und das wollte ich nicht.

So bin ich zu Ha Noar Ha Tzioni gegangen, da ich wusste, dass es diese Bewegung gibt und ich war ein aktives Mitglied. Wir machten regelmäßige Ausflüge, tanzten Hora, das ist ein Volkstanz, sangen und diskutierten, aber an Hachschara oder Auswandern nach Eretz Israel, hab ich nie gedacht.

Ich hatte die Aussicht auf ein wunderbares Juweliergeschäft, meinen Eltern gehörten Häuser in Budapest, ich bekam zum Beispiel zur Matura ein Auto, das hatte sonst niemand; für mich war das Paradies zu Hause, in Budapest.

Zwölf Jahre hatte ich Religionsunterricht. Die ersten vier Jahre in der jüdischen Volksschule, wo ich das Alef Beth lernte. Jeden Tag lernten wir hebräisch und ein bisschen jüdische Geschichte.

Im Gymnasium hatten wir zweimal in der Woche Religionsunterricht. Unser Religionslehrer im Gymnasium war Rabbiner Scheiber, und in der Handelsschule war der Professor Nandor Durchschlag, der uns in jüdischer Geschichte und Hebräisch unterrichtete. Nach dem Holocaust wanderte Professor Durchschlag nach Israel aus.

Auf meine Bar Mitzwah bereitete mich Rabbiner Fischer, ein Namensvetter, vom Tempel in der Luthergasse vor. Die Bar Mitzwah fand im Rombacher Tempel in der Nagyfuvaros utca statt.

In diesem Tempel beteten meine Groddeltern und die ganze Fischer Familie zu den hohen Feiertagen.

Es waren drei Rabbiner anwesend, der Rabbiner Itzchak Schmelzer, der Professor meiner Schule - er war der Rabbiner vom jüdischen Knabenwaisenhaus -und der Dritte war der Rabbiner Scheiber von dem Tempel, in dem wir immer beteten.

Während meiner Bar Mitzwah saßen sie alle drei neben einander. Dann hielt jeder a Droshe [eine Rede]. Mein Klassenchef war auch dabei; er war kein Jude und es war ihm vielleicht langweilig, denn er lief hinaus und davon.

Nach den offiziellen Feierlichkeiten gab es ein großes Fest in unserer Wohnung. Viele Kinder und die Familie kamen zu Besuch und ich bekam sehr viele Geschenke.

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