Anton Fischer in Palästina

Das bin ich in Natanya, kurze Zeit nach meiner Ankunft in Palästina im Jahr 1944.

In Palästina kamen meine Mutter und ich nach unserer lebensgefährlichen Flucht aus Budapest ohne einen Groschen an.

Als wir aus dem Zugwaggon in Haifa stiegen, schaute sich meine Mutter um und sagte:

Und wie kann man hier nach Hause gehen?' Aber es war Krieg und da konnte man nicht nach Hause gehen. Palästina damals war eine Endstation.

Bei Ankunft in Palästina hatten wir überhaupt keine Papiere. Wir waren Flüchtlinge, hatten alles weggeschmissen und neue Papiere hatten wir nicht bekommen.

Für zwei oder drei Wochen mussten wir in das Auffanglager Atlit bei Haifa, denn jeder der während des Krieges nach Palästina kam, konnte ein Feind sein. Wir waren in einer Gruppe, in einer Riesengruppe.

Ich glaube, diese Gruppe bestand aus Zwölfhundert Menschen. Wir waren mehr tot als lebendig, wir waren psychisch und physisch ganz erledigt.

Als wir Atlit verließen wussten wir nicht, wohin wir gehen sollten. Es wäre möglich gewesen, sofort in einem Kibbuz zu gehen, viele taten das.

Als Mitglied einer zionistischen Organisation wusste ich über das Leben in den Kibuzzim, und ich wollte lieber in der Stadt leben.

Meine Mutter wäre noch weniger als ich für das Leben im Kibbuz geeignet gewesen. Eine Ungarin, die nach Atlit kam, um nach ihren Verwandten zu fragen, gab uns etwas Geld für den Bus nach Haifa.

Ich fand keine Arbeit aber dann sprach sich herum, dass ich ausgebildeter Uhrmacher bin. Ein Uhrmacher, er war Österreicher, gab mir Arbeit. Aber ich war psychisch in einer so schrecklichen Verfassung, dass meine Hände zitterten und konnte keine Uhren reparieren. Nach einer Woche schickte er mich wieder weg.

Dann bekam ich in Natanya als Neueinwanderer in einer Diamantenschleiferei Arbeit.

Wenn ich kein ole chadasch, also Neueinwanderer gewesen wäre, hätte man mich am dritten Tag rausgeschmissen, weil ich nicht einmal in der Lage war, Diamanten schleifen lernen zu können.

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