Postkarte von Moshe Goldmann an Erna Guggenheim

1934 ist Moshe nach Palästina gegangen.

Er hat mich zwischen 1933 und 1934 oft besucht. In diesem Jahr hat er mir oft geschrieben, wenn er nicht in Frankfurt war. Auf einer Postkarte, aus Dessau, steht:

Liebe Erna,

für Post brauche ich mich nicht zu bedanken, da ich keine erhalten habe. Vor allen Dingen möchte ich dir ein recht guten Seder wünschen.

Frag ‚ma nischtane…’[Anm: ma nischtanen haLeila hase ist ein Gebet zu Pessach aus der Hagada, das vom jüngsten Mitglied der Familie gesagt wird.

Es bedeutet: worin unterscheidet sich diese Nacht von allen anderen Nächten?’] und iss' nicht zuviel Mazzeklösschen. Gestern bin ich aus Berlin zurück gekommen.

Fast alle Bekannten habe ich gesprochen, Schattner, Sereni, Liebenstein, Schollnik, Georg, etc. etc. Sereni ist gestern zum Seder nach Rom gefahren.

Von dort ist er nach Eretz gefahren. Drei Wochen im Land bleiben und zurück kommen. Am Abend war ich im Theater ‚Hundert Tage von Mussolini’.

Fouché, Gustav Gründgens; Napoleon, Werner Kraus. Es ist die Darstellung der 100tägigen Regierungszeit Napoleons nach seiner Verbannung. Fabelhaft war es.

Die Schauspieler Gründgens, Kraus waren ganz ausgezeichnet. Nach dem ich so lange nicht im Theater war, war eine solche Aufführung wieder einmal ein Genuss.

Im wahrsten Sinne des Wortes. Also, lass bald etwas von dir hören.

Bis Montag bin ich noch in Dessau.

Meinen Gruß, Ich küsse dich,

Moshe.

Dessau 29. 3. 34

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