Ernest Galpert

Das bin ich zu der Zeit als ich in einem Handwerksladen arbeitete. Das Foto wurde 1939 in Mukatschewo aufgenommen. 1938 wurde ich 15 Jahre alt und musste arbeiten. Ich wurde Lehrling eines Mechanikers, der jüdische Besitzer eines Reparier- und Instandhaltungsgeschäfts. Ich lernte Fahrräder, Nähmaschinen, Gramophone und Kinderwagen zu reparieren. Meine Ausbildung sollte zwei Jahre dauern. Ich fing sogar ein Jahr später an zu arbeiten, aber mein Meister zahlte mir kein Gehalt. Ich machte die Reparaturen und er bekam das Geld. Er gab mir nur kleine Zuschüsse. 1938 besetzten die Deutschen die Tschechoslowakei und gaben das alte ungarische Territorium, das Karpatenvorland mit eingeschlossen, wieder an Ungarn. [Notiz des Autors: Die Deutschen besetzten nur Tschechien, die Slowakei wurde ein unabhängiger Staat, aber der Teil, der fast nur von ungarischen Menschen bewohnt war, wurde im Einklang mit dem Ersten Wiener Schiedsspruch 1938 an Ungarn gegeben.] Im Laufe der Zeit wurde deutlich, dass dies ein faschistisches Ungarn war und die Autoritäten begannen anti-jüdische Gesetze einzuführen. Mein Vater verlor seine Handelslizenz. Mein Meister verlor ebenfalls seine Lizenz für das Geschäft. 1940 wurde der Laden geschlossen. Mein Vater und ich mussten nach einer Arbeit suchen. Wir arbeiteten für Herr Rots Papierfabrik, die zu dieser Zeit noch in Betrieb war. Ich wurde Mechaniker und mein Vater Arbeiter. Meine Generation wuchs weniger religiös als unsere Eltern auf. Ich traf mich mit andern Arbeitern, die Kommunisten waren, was mich beeinflusste. Selbstverständlich wurden wir keine Atheisten, aber wir waren der Religion sicherlich nicht so nah wie unsere Eltern. Meine Mutter war sehr verärgert darüber, während mein Vater gnädiger war und mir viele Dinge verzieh. Als ich jugendlich war, wollte ich nicht bis zum Schluss in der Synagoge sein. Als ich die Synagoge verlaß, um mit meinen Freunden Zeit zu verbringen, sagte mein Vater nur, ich solle nach Hause kommen wenn er es tut, um meiner Mutter nicht noch mehr Sorgen zu bereiten. Ein mal war meine Mutter wegen irgendwas sauer auf mich und sagte: "Nun, du wirst zurück zur Religion kehren, wenn du älter wirst." Wir gingen sehr respektvoll mit den Eltern um, aber dieses mal verlor ich die Beherrschung und sagte: "Nur wenn ich verrückt werde." Ich kann mir dafür nicht vergeben. Ich kann mir vorstellen, wie meine Mutter sich gefühlt haben muss das von mir zu hören. Es tut mir so leid, dass ich sie nicht um Verzeihung gebeten habe.