Eshye Galperts Familie

Das ist unsere Familie, von links nach rechts: Ich, meine Mutter Perl Galpert, geborene Kalush; meine ältere Schwester Olga Weinstein, geborene Galpert; mein Vater Eshye Galpert; meine jüngere Schwester Yona Stein, geborene Galpert. Das Foto wurde 1927 in Mukatschewo gemacht. Ich glaube meine Eltern hatten eine arrangierte Ehe, da es zu dieser Zeit in jüdischen Familien üblich war Ehestifter - shadkhanim - diesbezüglich zu kontaktieren. Meine Eltern hatten 1919 eine traditionelle jüdische Hochzeit, als das Karpatenvorland noch zur Tschechoslowakei gehörte. Mein Vater besaß einen kleinen Laden im größten Raum unseres Hauses mit einem Eingang zur Vordertür. Es gab drei kleine Räume und eine Küche in dem Haus. Wir betraten den Wohnbereich durch den Laden. Mein Vater verkaufte alle üblichen Waren in seinem Laden. Wir arbeiteten alleine in dem Laden, es gab keine anderen Angestellten. Wir, die Kinder, halfen ihm auch in dem Laden. Mein Vater verdiente genug, dass die Familie über die Runden kam. Wir waren weder reich noch arm. Wir hungerten nicht und konnten es uns leisten am Donnerstag die Armen zu unterstützen, sodass sie einen angemessenen Sabbat haben konnten. Den Armen zu helfen wurde als eine heilige Pflicht angesehen, eine Mitzwa. Donnerstags wurden immer Spenden für die Bedürftigen in der Synagoge gesammelt und mein Vater gab den Sammlern immer etwas Geld. Es gab drei Kinder in der Familie. Meine Schwester Olga wurde 1920 geboren. Ihr jüdischer Name war Friema. Ich wurde am 20. Juni 1923 geboren. In meiner tschechoslowakischen Geburtsurkunde trage ich den Namen Arnucht. Ich wurde nach meinem Großvater mütterlicherseits Aron benannt. Während der ungarischen Herrschaft [1939-1945] wurde ich Erno und während der sowjetischen [1945-1991] Ernest genannt, die mir nahestanden nannten mich aber immer Ari. Meine jüngere Schwester, Toby, wurde 1925 geboren. In Israel nennt man sie Yona. Das jüdische Toyb, für Toby, heißt "Taube" und Taube heißt Yona auf Hebräisch. Mein Vater, Eshye Galpert, war ein Chassid und kleidete sich entsprechend der Mode. Er trug einen langen schwarzen Kaftan und eine schwarze Kippa, und einen schwarzen Hut und an den Feiertagen einen Schtreimel. Er hatte einen langen Bart und Schläfenlocken. Meine Mutter trug eine Perücke und dunkle Kleider. Zu Hause sprachen wir nur Jiddisch. Wir, die Kinder, sprachen fließend Tschechisch und besuchten eine tschechische Schule, aber unsere Eltern sprachen gar kein Tschechisch, da sie in Österreich-Ungarn geboren worden. Die ältere Generation und auch meine Eltern sprachen Ungarisch mit ihren nicht-jüdischen Bekannten.