Liebe Kempler

Das ist meine Mutter fünf Jahre nach unserer Flucht nach Tel Aviv. Von 1936 bis 1939 war die schwerste Zeit in Palästina. Zu dieser Zeit gab es eine große Arbeitslosigkeit, und auch junge Menschen waren auf den Strassen und haben gehungert. Unsere Wohnung konnten meine Eltern nicht mehr bezahlen. Wir mussten ausziehen, und die ganze Familie hat dann in einem Zimmer gewohnt. Da gab es kein Bad und keine Dusche, und das Klosett war im Hof. So haben wir gelebt. Meine Mutter hat immer mitgearbeitet. Sie hat jahrelang Nudeln erzeugt. Beim Teig machen hat ihr der Vater geholfen, weil das die körperlich schwerste Arbeit war. Sie hat den Teig auf Platten auf unseren Betten ausgerollt, mit einer Schere zerschnitten und in der Sonne im Hof auf Decken getrocknet. Sie hat sie in Tüten aus Zeitungspapier verpackt und sie in Geschäften oder an Nachbarn in der Umgebung verkauft. Das war auch eine Einnahmequelle für die Familie.