Rosa Rosenstein mit ihrem Mann Alfred Rosenstein und ihrem Sohn Zwi Bar-David in Budapest

Das bin ich mit meinem zweiten Mann Alfred Rosenstein und unserem Sohn Zwi Bar-David (geb. Georg Rosenstein) in Budapest im Jahr 1946. Im Jahr 1944 kam Eichmann nach Budapest, um Ordnung zu machen. Und ich war mit meinem grünen Witwenschein frei und musste mich melden. Mein erster Mann war ja tot, also hatte ich Vorteile. Ich wollte sehen, wie es der Familie meines Mannes geht, ich wollte mich ja nicht abkoppeln von denen. Ich fuhr mit der Straßenbahn hinaus, um sie zu besuchen. Es war der Tag, an dem Eichmann nach Budapest kam, am 21. oder 22. März, ich weiß das Datum bis heute. Ich stieg aus der Straßenbahn und wurde verhaftet. Wir kamen am Dienstag rein, und am Freitag wurden wir entlassen. Die wussten nicht wohin mit uns. Die Männer wurden deportiert, das wussten wir. Aber sie wussten nicht, wohin mit den 400 Frauen. Sie hatten keine Züge. Das war unser Glück. Ich hatte Angst, in mein Zimmer zu gehen, denn man musste ja seine Adresse angeben bei der Entlassung. Aber wir hatten eine Wiener Freundin, die in Budapest mit einem Ungarn verheiratet gewesen war, eine Witwe. Er war Christ, sie hatten eine 15jährige Tochter damals, die Susi. Ich bin zu Fuß zu ihr hingegangen. Und wie sie mir die Tür aufmacht, macht sie plötzlich solche Augen. ,Rosa, du lebst?' Und was soll ich sagen, ich mache die Tür auf von dem Zimmer, und da sitzt mein zukünftiger Mann, Alfred Rosenstein, mit einem Freund. Er sieht mich, wir hatten noch kein Verhältnis, gar nichts, er stürzt auf mich zu, umarmt mich und sagt: ,Rosa, uns trennt niemand mehr!' Mein Mann Alfred Rosenstein wurde am 17. April 1898 in Wien als fünftes Kind von Süsie Rosenstein und Beile Rosenstein [geb. Bienstock] geboren. Ich kannte ihn aus dem Lager. Er war so charmant, die Frauen waren verrückt nach ihm. Mein Mann ist dann erst einmal zu mir gezogen. Ich hatte gemerkt, dass ich schwanger bin. Und ich habe gesagt, entweder das Kind geht mit mir zu Grunde, oder ich tue etwas. Und mein Mann hat gesagt: ,Du tust gar nichts. Wenn wir überleben, werden wir das Kind haben'. Er hat es nicht erlaubt. Aber ich bin trotzdem gegangen. Der Arzt, der im Ghetto war, hat gesagt: ,Ich tue nichts, wollen Sie an Sepsis sterben?' Er hatte ja keine Instrumente, gar nichts. Und mein Mann hat gleich gesagt: ,Kommt nicht in Frage, dass du was tust. Wir werden heiraten'. Unser Sohn Georg wurde am 27. Juni 1945 in Budapest geboren. Na gut, das hat noch gedauert, bis wir geheiratet haben, da war unser Sohn eineinhalb Jahre alt.