Einwanderungsdokument von Rene Fischer

Das ist das Einwanderungspapier, dass meiner Mutter, Rene Fischer, geborene Wertheim, am 21.August 1944 bei unserem Eintreffen in Palästina in Haifa ausgestellt wurde.

Ohne meine Mutter wäre ich nie geflüchtet. Es wäre mir nicht in den Sinn gekommen, sie in Budapest zu lassen.

Wir haben sehr viel miteinander durchgemacht, flohen mit falschen Papieren nach Bukarest, gingen in Constanza nur durch Zufall nicht auf das Boot, die Mefkure, das eigentlich für uns bestimmt war dann von einem deutschen Torpedoboot beschossen wurde und von dem sich nur fünf Menschen retten konnten.

Unser Boot, die Bulbul, ging im Mittelmeer kaputt, und wir konnten mit unserem defekten Schiff nicht weiter. Nach ungefähr einem Tag wurden wir von kleinen türkischen Booten an Land gebracht.

Unser Schiff war ein Wrack und blieb dort. Das türkische Militär geleitete uns zu Fuß bis zur nächsten Eisenbahnstation.

Zwei Wochen wanderten wir über Berge und unwegsame Pfade. Mit der Eisenbahn fuhren wir dann über Syrien bis nach Haifa.

Es ist gar nicht schön, dass ich mich darüber beschwere, ein schweres Schicksal gehabt zu haben. Zur selben Zeit sind so viele Menschen so schrecklich umgekommen, dass wir direkt von Glück reden können, dass wir in dieser Situation waren.

Aber das haben wir damals nicht verstanden, das haben wir damals nicht so sehen können und als wir es begriffen, da ging es uns schon etwas besser.

Als wir über das Schicksal der europäischen Juden erfuhren, da sahen wir die harten Prüfungen, die schweren Zeiten, die wir erleben mussten, in einem anderen Licht. Wir waren gerettet und durften weiterleben.

Meine Mutter arbeitete in Palästina als Putzfrau und Köchin und Ende 1946 fuhren wir zurück nach Budapest.

Dort bauten wir uns wieder unsere Existenz auf, wieder ein Juweliergeschäft und wurden 1949 von den Kommunisten enteignet. Meine Mutter starb 1970 in Budapest.

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